_Übersetzung des zweiten heutigen Artikels des ukrainischen Journalisten Oleg Jasinskij
https://t.me/olegyasynsky/494_

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Dank des Internets (das bekanntermaßen jederzeit von den USA gekappt werden kann, worauf Russland dann das unterirdische Kabelsystem unterbrechen wird) können wir hier heutzutage kommunizieren. Überhaupt können wir sehr Vieles tun, was heute normal, allgemein zugänglich und äußerst bequem ist. 

Aber es gibt ein Problem dabei. Das Internet hat unsere Vorstellungskraft zerstört. Das Netz hat sich in eine Fortsetzung unseres Gehirns verwandelt. Es befüllt unser Bewusstsein mit fertigen Stereotypen und Schemen und erlaubt dem Gehirn nicht – insbesondere dem Kinderhirn nicht – eigene Konstruktionen zu erschaffen.

Das Lesen von Büchern war sehr wichtig, weil es erlaubte, sich von den Zeilen loszureißen und zu versuchen, sich endlose, unbekannte Welten vorzustellen. Jeder seine eigene.  Sich vom Bildschirm loszureißen ist unnötig: Die Wahrnehmung lebt passiv unter einem Bombardement äußerer Stimuli, die in ständiger Konkurrenz zueinander stehen, weiter. Die Schöpferkraft wird so gemeuchelt.

Der Planet, der überfüllt ist mit Nicht-Orten, verwandelt sich in einen einzigen, riesigen Nicht-Ort. Shopping-Malls als Familienurlaub, Einkäufe zur Stresslinderung, Videospiele als Massendroge, Fast Food als systematische Vergiftung des Organismus, Tabletten für jeden beliebigen Psycho-Trip, Heuchelei und die Konkurrenz aller mit allen vor dem Hintergrund der fortgesetzten Zerstörung des Planeten durch Korporationen, die großzügig Kämpfer für das Gute und gegen alles Schlechte finanzieren. Kämpfer, die aus den Resten ihres Privatleben bei der Bearbeitung von Datenströmen von Big Data zurechtprogrammiert werden. 

Ist das die normale Welt, in die wir zurückkehren wollen?

Eine Welt, die die einen Kriege zeigt und die anderen versteckt. In der eine „Post-Wahrheit“ unser Gedächtnis ersetzt, wie auch Comics die Poesie ersetzt haben. Ist jemand ernsthaft bereit, diesem unseren gemütlichen Daten-Konzentrationslager nachzutrauern?

Es ist unabdingbar, jedes Risiko und alle Bemühungen in Kauf zu nehmen, um das Wunder des Lebens zu verteidigen. Eines Lebens, das immer zerbrechlich und unvollkommen ist, das überall hin und von überall her wächst, und das uns unbedingt die Freiheit der Wahl zwischen der Vernunft und dem Wahnsinn lässt.

Wider alle Logik der gegenwärtigen Ereignisse wird dieser unser Flug in Zeit und Raum fortgesetzt.

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